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Artikel des Monats Mai 2016

Artikel des Monats Mai 2016

vorgestellt von PD Dr. med. Friederike Siedentopf

Mellado BH, Falcone AC, Poli-Neto OB, Rosa E Silva JC, Nogueira AA, Candido-Dos-Reis FJ.
Social isolation in women with endometriosis and chronic pelvic pain.
Int J Gynaecol Obstet. 2016 May;133(2):199-201

Ziel der Studie
Evaluation der sozialen Bindungen bei Patientinnen mit Endometriose und chronischem Unterbauchschmerz.

Methoden
Mit Hilfe der Grounded-Theory-Methode wurde eine qualitative Studie an Frauen mit chronischem Unterbauchschmerz und Endometriose durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte zwischen Februar 2013 und Januar 2014 im Clinics Hospital der Ribeirão Preto Medical School in Ribeirão Preto, Südwest Brasilien. Es erfolgten Gruppensitzungen mit vier bis sechs Teilnehmerinnen. Die Transkripte der Sitzungen wurden analysiert und unter Verwendung der WebQDA Plattform kodiert.

Die Grounded-Theory-Methode wurde von Glaser und Strauss in den 1960er Jahren erarbeitet (Glaser & Strauss 1967). Sie ist charakterisiert durch einen ständigen Wechsel von Datenerhebung und Reflexion der Datenanalyse und darauf basierender Theoriebildung. Ihre wesentlichen Merkmale sind das Konzeptualisieren, das permanente Vergleichen, das Theoretical Sampling und das Memo Writing. Dabei geht die Grounded-Theory-Methodologie über die bloße Deskription hinaus und zielt drauf ab, die hinter den Daten liegenden Konzepte zu erfassen und zu analysieren.

Ergebnisse
Es fanden sechs Gruppendiskussionen statt, insgesamt nahmen 29 Patientinnen daran teil. Soziale Isolation war das Hauptthema der Sitzungen. Die soziale Isolation war assoziiert mit einem Mangel an Verständnis für die Symptome der Endometriose seitens der Umwelt und mit resignativen Gefühlen angesichts wiederkehrender Schmerzepisoden. Vermeidung von Intimität mit dem Partner und Rückzug von Familie und Freunden waren wesentliche Komponenten der sozialen Isolation.

Schlussfolgerung der Autoren
Frauen mit Endometriose und chronischen Unterbauchschmerzen leiden unter sozialer Isolation. Diese Erkenntnis ist sollte im multidisziplinären Management der Erkrankung berücksichtigt werden.

Bei der vorgestellten Untersuchung wurde ein interessanter qualitativer Studienansatz angewandt. Soziale Isolation ist ein gesundheitlicher Risikofaktor. Sollte es möglich sein, im Rahmen der psychosomatischen Behandlung von Endometriosepatientinnen diesen Risikofaktor zu reduzieren, kann evtl. eine Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Frauen erreicht werden. Darüberhinaus sind Interaktionen zwischen immunologischen Vorgängen der Endometrioseentstehung und durch die soziale Isolation verursachte immunologische Prozesse denkbar. Hier wäre dann in der Zukunft auch ein grundsätzlicher therapeutischer Ansatz möglich.

Weiterführende Literatur
Glaser, Barney & Strauss, Anselm (1967). The Discovery of Grounded Theory: Strategies for Qualitative Research. Chicago: Aldine

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