Entwurf Leitfaden vaginale Untersuchung
A: Allgemein
- Besteht eine Indikation? (z.B. Schmerz/Blutung/Zervixabstrich/Befund-Kontrolle bei bekannter Auffälligkeit/drohende Frühgeburt); Frage nach Indikation gilt ebenso für die rektale/rektovaginale Untersuchung
- Ärztliche Einstellung/Haltung:
- Selbstreflexion über Machtgefälle zwischen Ärzt*innen und Ratsuchenden
- Respekt vor Scham/„unangenehmen Gefühlen“ bei der Ratsuchenden
- Wahrnehmen des aktuellen Bedarfs der Ratsuchenden
B: Setting/Technische Vorbereitung
- Traumasensible Atmosphäre schaffen (z.B. Poster im Wartebereich „Gewalt gegen Frauen“)
- Abgabe eines Info-Blattes für die Ratsuchende, zur Vor-Information (Idee – muss noch erstellt werden!)
- Eigene Vorbereitung für die Untersuchung (keine vag. Behandlung am Tag zuvor; Termin möglichst nicht während der Menstruation; günstige Kleidung z.B. weiter Rock/langes T-Shirt)
- Graphik: Anatomie des weiblichen Genitale + Bezeichnungen
- Erklärung: Was ist eine vaginale Untersuchung? Was wird untersucht? Warum? Wie (Spekula; US-Sonde; bimanuelles tasten)?
- „Bequemer“ Gyn-Stuhl (auch für Ältere/Menschen mit körperlichen Einschränkungen); Stellung des Stuhls beachten (Cave Richtung Tür); Umkleidekabine in Nähe des Stuhls
- Spekula anwärmen, Größe? Art? Anfeuchten?
C: Gespräch vor der Untersuchung
- Information über die anstehende Untersuchung
- Sinn der Untersuchung (was kann gefunden werden – was nicht)
- Frage nach Vorerfahrungen (Schmerzen/Ängste/Sorgen/Gewalterfahrungen)
- Wunsch der Ratsuchenden, eine 3. Person im Raum zu haben, erfragen
- Vereinbarung eines Stopp-Signals (bei dringendem Wunsch für eine Pause/eine Beendigung)
D: Während der Untersuchung
- Jeden Schritt ankündigen, Zustimmung einholen, im Kontakt bleiben, Befund angemessen beschreiben
- Ablauf der Untersuchungsschritte evtl. anpassen; alternative Behandlungskonzepte in Erwägung ziehen bzw. vorschlagen (Liege statt Stuhl/Spekula selbst einführen/Spiegel zur Demonstration eines Befundes)
- Sprache beachten (Beispielsweise sind Sätze wie „geht ganz schnell“/„ist gleich vorbei“ mögliche Trigger nach Gewalterfahrung); Cave „Gebärmutter ist sehr klein“: kann Ängste auslösen „zu klein“)
- Professioneller + respektvoller Umgang mit Schmerz, mit Anspannung (Z.n. Gewalterfahrung?), mit Dissoziation (z.B. Ratsuchende ansprechen, Dinge benennen lassen); ggfs. Untersuchung abbrechen
- kein (unangekündigtes) Eintreten einer Person während der Untersuchung
- bei auffälligem Befund (z.B. missed abortion): während der Untersuchung nur Hinweis, Erörterung erst wenn die Ratsuchende angezogen gegenübersitzt
E: Gespräch nach der Untersuchung
- Empathische Mitteilung der Ergebnisse der Untersuchung/zu Fragen auffordern
- Konsequenzen verständlich erläutern/Shared Decision making: weitere Untersuchungen? Folgetermin? Überweisung? Therapie? (von Fluorbehandlung bis traumatherapeutische Behandlung)
- Dokumentation (nach Gewalt: gerichtsfeste Doku erforderlich?/von der Ratsuchenden gewünscht?)
Bitte beurteilen Sie den Entwurf des Leitfadens nach folgenden Punkten: