skip to Main Content

Geschlechtertest – 2007

DGPFG Logo

DGPFG-Stellungnahme
Geschlechtertest

15.11.2007

Zur Auswahl: Mädchen oder Junge?

Seit Juni 2007 ist es via Internet möglich, durch einen einfachen Test das Geschlecht des werdenden Kindes vorauszusagen. Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG) warnt vor dieser Praxis. Sie befürchtet Schwangerschaftsabbrüche, wenn das Geschlecht nicht „passt“.

Berlin, 15. November 2007

Frühestens ab dem vierten Monat können Ärzte bislang das Geschlecht eines werdenden Kindes per Ultraschall voraussagen. Wer nicht so lange warten will: Eine frühe pränatale Geschlechtsbestimmung wird immer einfacher. Ein DNA-Abgleich im Blut der Mutter macht es möglich. Erforderte bislang das Angebot der deutschen Firma PlasmaGen AG die Blutabnahme in der ärztlichen Praxis, , so ist jetzt der Test für Zuhause erhältlich. Einfach den Test unter www.tellmepinkorblue.com bestellen, einige Tropfen Blut auf eine Karte tupfen und abschicken. Das Resultat kommt wenige Tage später, eine „Geld-zurück-Garantie“ – sollte das Ergebnis nicht zutreffen – ist inbegriffen. Sieben Wochen nach der Empfängnis sei das Geschlecht klar, verspricht die Firma aus Kalifornien. Die Firma PlasmaGen AG www.maedchenoderjunge.de wirbt damit, dies ab der 10. Schwangerschaftswoche checken zu können. Das Ergebnis erhält der beteiligte Frauenarzt. Nicht vor Ende der 14. Schwangerschaftswoche soll er die Schwangere informieren, also nach Ablauf der Frist zum frühen Schwangerschaftsabbruch.

Warum geben Frauen Geld aus für die Gewissheit, die sie wenige Wochen später erhalten und nicht mehr ändern können? Oder ziehen sie doch Konsequenzen daraus – wird die Hürde für einen Schwangerschaftsabbruch niedriger? In gesellschaftlichen Systemen, in denen Mädchen unerwünscht sind, gehört eine Abtreibung der weiblichen Föten zur gängigen Praxis. Sie hat fatale demografische Folgen: In Indien kommen auf 100 geborene Mädchen 140 bis 150 Jungen.

Dr. Claudia Schumann, Mitglied im Vorstand der DGPFG: „Hierzulande wird solche Entscheidung eher ‚den Migranten‘ unterstellt. Vorzustellen ist aber, dass auch bei uns der Druck wächst, das ‚richtige‘ Kind zu bekommen. Es soll nicht nur mit den normalen Chromosomen, sondern auch mit dem richtigen Geschlecht in die Familie passen.“ „Family-balancing“ heißt dies und wird zumindest in den USA im Rahmen der Präimplantationsdiagnostik, die in Deutschland (noch) verboten ist, schon offensiv betrieben. Für die Frauenärztin aus Northeim weitet sich das Streben nach dem „Wunschkind“ weiter aus – eine Entwicklung, die durch die nahezu zur Routine gewordene Pränataldiagnostik vorbereitet sei.

„Was als Erweiterung der Selbstbestimmung der Frau daherkommt, erweist sich bei genauer Prüfung als ethisch äußerst gefährlich“, sagt sie und liegt damit auf gleicher Linie wie der Deutschen Ärztetag im Mai 2007. Doch trotz des Votums sind bundesweit Frauenärzte und Frauenärztinnen bereit, den Test zu machen. Sie lassen sich auf der Webseite von PlasmaGen AG ausfindig machen.

Die DGPFG rät Frauenärzten und Frauenärztinnen ab, bei dieser frühen Geschlechtstestung mitzumachen. „Sie macht medizinisch keinen Sinn, kann aber zu tiefen Problemen führen“, so Dr. Claudia Schumann. Die DGPFG ruft im Gegenteil dazu auf, einen offenen Diskurs über die Fragwürdigkeit dieses „Angebots“ zu führen. Ob juristische Regelungen noch greifen können, wenn die Tests frei verkäuflich seien, erscheint Schumann mehr als fraglich.

Kontakt
Dr. med. Claudia Schumann
+49 5551 4774

Kontakt

Dr. med. Claudia Schumann
+49 5551 4774

 

Slide DGPFG-Stellungnahme Geschlechtertest
Back To Top